Zur Geschichte und den Ursprüngen der Spielearchive
In Altenburg bei Leipzig werden seit über 500 Jahren (belegt ab 1509) Spiele und damit Regel- und Kartenspiele produziert. Hier wurde 1813 im Rahmen der europäischen Salonkultur Skat erfunden, wo man sich im Geiste der Aufklärung die Gesellschaft der Zukunft vorstellte. Der Bube (Bauer, Unter) gibt zukünftig Trumpf an, nicht der König. Der Feudalismus wurde gedanklich überwunden. Die Dauerausstellung zu Spielkarten und Skat im Residenzschloss Altenburg dokumentiert in zehn Räumen 500 Jahre Spielkartenherstellung sowie Spielkarten aus aller Welt als ein Element globaler Kultur- und Spielgeschichte.
Das Sammeln und Archivieren von Brettspielen fand seit den 1970er Jahren auf Basis privater Initiativen und des engagierten persönlichen und finanziellen Einsatzes von Einzelpersonen statt. Dadurch sind an verschiedenen Orten im deutschsprachigen Raum namhafte Sammlungen entstanden.
Zu nennen sind u.a. das Österreichische Spielemuseum von Ferdinand und Dagmar de Cassan in Wien, die Sammlung von Peter Lemcke in Hamburg (jetzt Deutsches Spielemuseum in Chemnitz), die Sammlung von Bernward Thole in Marburg (jetzt Deutsches Spielearchiv Nürnberg) und die Sammlung von Tom Werneck (Bayerisches Spielearchiv Haar) sowie die Sammlung von Uwe Petersen (Baden-Württembergisches Spielearchiv). Parallel dazu gab es viele weitere private Sammlungen, von denen einige inzwischen der Sammlung in Altenburg gestiftet wurden, wie die Sammlung vom Spielejournalisten Peter Neugebauer mit seiner Frau Gaby oder vom Spieleautor Klaus Teuber.
Die Datenbank brettspiele.digital basiert auf dem Lebenswerk und der Sammlung von Ferdinand und Dagmar de Cassan. Das Ehepaar hat über Jahrzehnte das Spielefest in Wien zusammen mit einem umfangreichen Freundeskreis von Brettspielerinnen und Brettspielern ausgerichtet sowie die Spielfachzeitschrift WIN herausgegeben. Sukzessive entwickelte sich eine umfangreiche internationale Brettspielsammlung – besonders auch durch die intensiven Reiseaktivitäten von beiden zu den zahlreichen Spielemessen und Events. Aus diesen Aktivitäten heraus entstand das Österreichische Spielemuseum in Leopoldsdorf bei Wien. Die umfangreiche digitale Erfassung des Bestandes und aller musealen Objekte –inklusiver eines Inventarnummern-Systems – erfolgte über Jahrzehnte durch Dagmar de Cassan. Die von ihre betriebene Datenbank ludorium.at war ein Vorläufer von brettspiele.digital. Nach dem Tod von Ferdinand de Cassan 2017 entschloss sich Dagmar de Cassan 2019 ihre Sammlung an das Institut für Ludologie zu übergeben, nachdem keine österreichische Kulturinstitution die historisch bedeutsame Sammlung von Medienwerken übernehmen wollte. Mit der Übergabe der Sammlung de Cassan zum 1. Oktober 2019 an das Institut für Ludologie wurde auch der Grundstock der Brettspiel-Datenbank übergeben. Mittlerweile ist die Sammlung in den Besitz der neu gegründeten Stiftung Spielen übergegangen.
Zur weiteren Geschichte: "Auf dem mühsamen Weg zu einem Bundes- oder Nationalarchiv für Brettspiele"