Hoftheater
Theaterfestival bei Hof. Eine Spielzeit hat Runden, in denen
man zum Rekrutieren zu einer Stadt reist, Begegnungen hat und am Ende neue
Begegnungen als Gelegenheiten auslegt. Begegnungen werden abgehandelt, je nach
Spieleranzahl in der Stadt, Schauspieler beeinflussen die Stimmung des Königs.
Bei leerem Begegnungsstapel endet die Spielzeit. Alle erhalten 1 Ecu pro
Schauspieler in der Stimmung des Königs und 3 Ecu, falls die Stimmung des
Königs bei den Schauspielern überwiegt, die größte Differenz punktet doppelt.
Dann kann man eine Geheime Bitte ausspielen und für eine erfüllte Bedingung
werten. Nach zwei Spielzeiten gewinnt der reichste Spieler.
Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:
DeutschLudografische Angaben
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
28644
Tags:
nbg16
Kategorien:
Setz-/Position, Sammeln
Spielbeschreibung
Hey, lieber Leser! Kennst du schon unser Freigiebiges Theaterfestival?
Es findet jedes Jahr am Hofe seiner Majestät, König Leonus XIV., statt. Theater Ensemble von nah und fern tritt dort auf, um eine tolle Show abzuliefern und damit die Gunst unseres Herrschers zu erlangen. Die besten Vorstellungen werden mit reichlich Gold belohnt. Auch du kannst daran teilnehmen. Alles was du dafür benötigst, sind acht Karavellen und drei Impresarios in deiner Spielerfarbe, sowie deine acht persönlichen Reisekarten zu den Städten unseres Königreichs. In einer Runde legt jeder Spieler eine von seinen verdeckt aus, um den jeweiligen Ort anzusteuern und dort ansässige Schauspieler und Gaukler anzuheuern.
Hast du eine Stadt für dich allein, streichst du nicht nur jegliche Almosen ein, sondern wirbst zudem dort ausliegende Künstler an. Gaukler legst du alle offen vor dich aus. Sie verfügen über einzigartige Fähigkeiten, die du bis zu zweimal (einmal pro Spielzeit) nutzen kannst. Hindere mit dem Ochsen deine Mitspieler daran, selbiges Reiseziel wie du zu wählen, oder besuche mit Hilfe des Pferdes in einer Runde gleich zwei verschiedene Orte.
Bei Schauspielern verhält es sich ein wenig anders. Auch sie haben besondere Effekte, diese sind jedoch einmalig und müssen sofort ausgeführt werden. Je nach Stufe, von eins und fünf, erlauben sie dir, bereits gespielte Ortskarten wieder auf die Hand zu nehmen, deine Kontrahenten zu bestehlen, oder einen Impresario auf die Bühne zu holen, um ein paar Münzen nebenher zu verdienen. Ein Stufe 4 Talent kommt ohne Extranutzen aus und für Darsteller mit dem Wert von fünf zahlst du sogar Geld aus der eigenen Tasche. Aus allen an deinem Ort befindlichen Schauspielern darf genau einer vor König Leonus treten, und dessen Stimmung aufbessern. Ein roter Artist verstärkt den Wunsch nach Tragödien, ein gelber Komödiant wirkt entgegengesetzt. Anschließend zieht er von dannen und der Rest des Ensembles schließt sich zu deiner persönlichen Theatergruppe zusammen, mit der du in der späteren Aufführungsphase dein Stück vorzeigst.
Was passiert, wenn mehrere Spieler die gleiche Stadt bereisen? In dem Fall wirken alle dortigen Darsteller entsprechend ihrer Farbe und Stufe auf das Gemüt seiner Hoheit ein und verlassen danach die Stadt. Die Spieler erhalten lediglich je eine geheime Bitte von Mitgliedern des Hofstaates, die als Aufträge zu verstehen sind. Von ihnen dürfen alle Spieler bei jeder Aufführung genau eine für zusätzliches Einkommen ausspielen. Die Amme, als Beispiel, verspricht eine Entlohnung von fünf Münzen, sollte deine Vorstellung ohne Schauspieler der Stufe 4 oder 5 auskommen. Der Stallmeister hingegen bietet dir bei der Wertung 1 Ecu (unsere Währung am Hofstaat) für jede deiner losgeschickten Karavellen.
Diese Karten helfen dir bei der Planung der eigenen Theatergruppe für die große Show am Ende jeder Spielzeit. Zu dem Zeitpunkt bewertet seine Majestät die Leistung aller Teilnehmer nach seinem aktuellen Geschmack. Steht ihm der Kopf nach einem Lustspiel, erhält man eine Gage für jeden Schauspieler im gelben Kostüm. Außerdem fließen bis zu fünf Ecu für jene Ensembles, deren aufsummierte Darstellerwerte in dieser Gattung höher sind als in der anderen. Wer hier die höchste Differenz zwischen den Rängen beider Kategorien aufweist, erhält den Münzbetrag gleich doppelt.
Beim Wunsch unseres Herrschers nach Trauer und Dramatik, gilt der gleiche Ablauf, jedoch zieht man seine Rotbekleideten heran. Zweimal im Spiel schüttet König Leonus XIV. auf diese Weise Geld aus. Gewinnen tut der Spieler mit dem größten Reichtum.
Hoftheater ist ein wunderschön gestaltetes Spiel mit einzigartiger Themenwelt, die eins zu eins der Walt Disney Studios entsprungen sein könnte. Man denke hier an den Zeichentrickfilm zu "Robin Hood" zurück. Der Bombyx Verlag weiß es, seine Werke gekonnt in Szene zu setzen und das ist ihnen hier einmal mehr hervorragend gelungen. Für die grafische Aufmachung und auch die Qualität des Spielmaterials kann ich nur demnach nur die Bestnote vergeben. Auch die einzelnen Runden laufen im Regelfall rasch und flüssig ab, sodass kaum Wartezeiten entstehen. Eine Partie dauert somit selten länger als die angegebenen 40 Minuten.
Meine Begründung, warum das Design von Bruno Cathala und Christian Martinez trotz sehr guten Ansätzen "nur" knappe vier Sterne verdient hat, ist der erhebliche Chaosfaktor, dem man von Anfang an trotz vieler taktischer Möglichkeiten ausgeliefert ist. Auf den Versuch, ein Gefühl für die Züge der Kontrahenten bei gegebener Auslage zu entwickeln, folgt Ernüchterung, wenn sich einen Moment später zeigt, dass man unbeabsichtigt den gleichen Ort wie diese gewählt hat. Zu Beginn des Spiels fühlt sich das weniger schlimm an, da sich anhand des ausgeglichenen Stimmungsanzeigers eine später zu wertende Form des Dramas nur mutmaßen lässt. Außerdem kann eine frühe geheime Bitte durchaus hilfreich sein.
Die Situation ändert sich mit weiteren Gleichständen bei der Städteauswahl - des Königs Wunschvorstellung wechselt die Seiten wie ein Pingpong-Ball, während Spieler mit unglücklichen Händchen sich über zu viele und die falschen Bittkarten beschweren. Von Planung und Kontrolle kann hier keine Rede sein. Ein von mir oft gehörter Kritikpunkt, die unterschiedlichen Gauklerfertigkeiten bringen ein starkes Ungleichgewicht, kann ich nicht bestätigen. Immerhin liegen diese offen aus und werden bei großem Andrang auf den freien Ort sowieso abgeworfen.
Macht Hoftheater nun Spaß?
Ich wollte, es wäre wirklich so, doch liegen den interessanten Ideen und Mechanismen zu viele Stolpersteine im Weg, die ihn bremsen. Schade, denn mit mehr Steuerungsmöglichkeiten und dem richtigen Feinschliff hätte es ein großartiges Familien- oder leichtes Kennerspiel werden können. Wer sich mit den Glückselementen und unvermeidlichen Konfliktsituationen anfreunden kann, den erwartet nicht nur bildhübsche Illustrationen, sondern auch solides Werk moderner Brettspielkultur.