Havanna

Nach der Revolution soll Havanna in neuem Glanz erstrahlen, prächtige Gebäude werden gebaut. Jeder Spieler hat dieselben Aktionskarten und hat pro Runde 2 davon ausliegen, die Kombination der Zahlen ergibt die Zugreihenfolge. Damit kann jeder Spieler zwei Aktionen ausführen: Pesos oder Baustoffe holen, Arbeiter anwerben, Baumeister einsetzen, Steuern eintreiben, Diebe losschicken und Gebäudebau verhindern. Dann legt man eine neue Aktionskarte verdeckt auf eine der offenen Aktionskarten, die abgedeckte geht aus dem Spiel. Mit den Ressourcen werden Gebäude gebaut und Siegpunkte erworben.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch

Ludografische Angaben

Verlage:
Illustratoren:
Inventarnummer:
21483
Tags:
ess09
Kategorien:
Setz-/Position, Entwicklung/Aufbau, Bauen, stapeln
Erscheinungsjahr

2009
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

10 - 99 Jahren
Dauer

bis 45 Minuten

Rezension

Havanna
Mit Freunden
 
Bauen in der Hauptstadt
 
Havanna
 
Bau‘s mit
Schutt!
 
Kid                       
Family                  
Friends         ein    
Expert                           
 
Alter                    
Spezial                 
 
Havanna
ist ein Spiel bei dem wir gemein sein können. Nein, eigentlich müssen wir
gemein sein, sonst geht gar nix. Und wieder nein: Eigentlich sind wir nicht
gemein, wir interagieren nur. Die ganzen Multiplayer-Solitär Spiele der letzten
Jahre haben uns nämlich zu richtigen Spiele-Weicheiern verkommen lassen. Kaum
nimmt uns jemandem die mühsam gehorteten Baustoffe weg, fließen die Tränen,
wird gejammert und lamentiert. Havanna ist aber was für richtig Harte!
 
Havanna
ist in der Cuba-Welt von eggertspiele angesiedelt. Das bedeutet konkret, dass
Michael Menzel gewohnt stimmig illustriert hat und uns einige alte Bekannte,
wie etwa der Architekt, begegnen werden. Seinerzeit ging es bei Cuba unter
anderem - hier geht es ausschließlich - um den Gebäudebau. Havanna ist
kompakter, kurzweiliger, spaßiger und eben gemeiner als sein großer Bruder.
Aber vor allem gibt es bei Havanna Schutt als Ressource!
 
Der
Ablauf des Spiels ist ausgesprochen straff und wartet mit schönen Variationen
bekannter Mechanismen auf: Wir haben jeweils einen Satz von 13 Aktionskarten.
Zwei dieser Aktionskarten liegen offen vor uns aus und definieren so unsere
Aktionsmöglichkeiten. Pro Runde können wir eine Aktionskarte neu auslegen bzw.
ersetzten. Und jetzt kommt der erste Kniff: Um die Zugreihenfolge zu bestimmen,
werden die Zahlen auf den beiden Karten aufsteigend angeordnet - also zum
Beispiel 0 und 7 (Siesta und Schwarzmarkt) oder 5
und 9 (Peso-Dieb und Mama). Wer die niedrigste Zahl hat -
in unserem Beispiel die  07 - beginnt, gefolgt von den Spielern mit den
jeweils nächst höheren Zahlen. Die bereits genannte 0 (Siesta)
ist dabei besonders nett: Aktionen bekommen wir keine, schließlich ist Pause,
aber immerhin kommen wir früher dran und können so vielleicht gerade das
Gebäude bauen, das wir so gerne hätten. Warum dieser Stress? Weil natürlich die
Mitspieler auch bauen und damit Siegpunkte scheffeln wollen und weil vielleicht
jemand demnächst den Baustopp spielen möchte, der die äußersten Gebäude
entfernt. Die Gebäude liegen nämlich zentral in zwei Reihen aus und gebaut
werden können nur die jeweils vier äußersten. Und da kann bisweilen was dabei
sein, das so überhaupt nicht ins Konzept unserer Mitspieler passt und daher
ruck-zuck weg muss. Und sobald eine gewisse Anzahl an Siegpunkten erreicht ist,
ist Schluss.
 
Der
zweite Kniff ist, dass wir pro Runde nur eine Aktionskarte auswechseln können
bzw. sogar müssen. Was wiederum bedeutet, dass wir eine Aktion aus der
vorhergehenden Runde in die nächste mitnehmen, und vielleicht auch in die
nächste und nächste...  bis ein Spieler unserem ach so schlauen aber repetitiven
Plan irgendwie Einhalt gebietet. Möglichkeiten dazu gibt es genug und es ist
sehr befriedigend zu beobachten, wie die einzelnen Aktionen ineinandergreifen:
Nutzen wir etwa den Schwarzmarkt, um Baustoffe zufällig aus dem Beutel
zu ziehen und vielleicht noch die Mama, um Baustoffe (und Schutt) aus
der Mitte des Tisches zu nehmen, schnappt uns das Ganze vielleicht noch bevor
wir es verbauen können ein Mitspieler mit dem Baustoff-Dieb weg. Oder
der Peso-Dieb schlägt zu und klaut uns - genau - unsere Pesos (nur die
Hälfte, so hart ist es dann auch wieder nicht). Oder unsere Arbeiter (im
Grunde auch „nur“ eine Ressource) fallen der Bürokratie in Form des Steuereintreibers
zum Opfer. Sollte uns eine wichtige Aktionskarte abhanden gekommen sein und wir
nicht warten wollen, bis alle durch sind und wir sie wieder aufnehmen können,
dürfen wir das ewig lockende Weib locken lassen. Komm zurück nennt sich
das politisch korrekt und bringt uns eben eine bereits abgelegte Aktionskarte
zurück auf die Hand. Die Benennung der Aktionskarten macht immer Sinn, ist aber
leider nicht durchgängig stimmig. Das genannte und sperrige Komm zurück
schlägt sich thematisch etwas mit dem Arbeiter oder Schutt.
Letzteres liefert uns graue Holzwürfel, die wir 5 zu eins beim Gebäudebau als
Joker verwenden können. Es sind diese kleinen thematischen Details, die uns
immer wieder auch schmunzeln lassen.
 
Das
ändert aber nichts daran, dass Havanna richtig schön gemein ist. Und wenn wir
ehrlich sind, macht uns das Spiel von Reinhard Staupe auch genau aus diesem
Grund Spaß. Es verbindet Aspekte, die uns schon bei Klassikern, wie ohne Furcht
und Adel so gut gefallen haben: verschiedene (gemeine) Charaktere
Aktionen, Gebäude, wirklich viel Interaktion und eine kurze Spieldauer. Havanna
hebt sich von der Masse an überkomplexen Spielen angenehm ab und zeigt, dass
man viele beliebte Elemente auch knapper und knackiger komponieren kann. Es ist
der Wechsel zwischen konstruktiv und destruktiv, der viel Spannung erzeugt,
weil er uns alle betrifft und jeder sein Fett abbekommt. Garantiert.
 
Klemens
Franz
 
Spieler         : 2-4
Alter            : ab 10 Jahren
Dauer           : ca. 45 min
 
Autor           : Reinhad Staupe
Grafik          : Michael Menzel, Steffi Krage
Vertrieb A.   : Hutter Trade, Piatnik
Preis            : ca. 25,00 Euro
Verlag          : Eggertspiele 2009
                     www.eggertspiele.de
 
Genre                    : Bau- und Aufbauspiel
Zielgruppe             : Mit Freunden
Mechanismen         : Aktionskarten nutzen, bauen
 
Zufall                     : 3
Wissen                  : 1
Planung                 : 4
Kreativität              : 1
Kommunikation      : 6
Geschicklichkeit      :
Action                   :
 
Kommentar:
Spielefamilie Cuba
Einfacher Mechanismus
Kurze Spieldauer
Aktionen „gegen“ Mitspieler nötig
 
Vergleichbar:
Im Schutze der Burg, Ohne Furcht und Adel
 
Atmosphäre: 5
 
Klemens Franz:
Havanna
bietet ein schnell zu erlernendes, hoch interaktives und bisweilen gemeines
Spiel mit angenehm kurze Spieldauer.