Tatort: Nachtexpress

Mord im Orientexpress oder Nachtexpress – der Spielplan illustriert 2 Waggons mit Abteilen für 1. und 2. Klasse, Salon, Küche, Restaurant und Bibliothek. In dieser Umgebung finden sich 8 des Mordes verdächtige Mitreisende und sieben Mitarbeiter der Eisenbahngesellschaft, die den großen Vorteil haben, dass sie per Definition sprich Spielregel im Gegensatz zu den Reisenden nie lügen. Die Spieler sollen nun den Täter ermitteln, Hilfe durch Information kommt durch 30 verdeckte Kärtchen. Die Spieler bewegen sich laut Würfelwurf, die Ziffern 2,3, 4 oder 5 bringen allgemeine Information, die Ziffern 1 und 6 geheime Informationen. Für jede allgemeine Information wird eine Lokomotive ein Feld Richtung Istanbul gezogen, Geheiminformation gibt es nur in den Bahnhöfen. Es gewinnt, wer mit den wenigsten Informationen den Täter ermitteln konnte.  

Ludografische Angaben

Autoren:
Inventarnummer:
3770
Tags:
sdj87s
Kategorien:
Detektiv, Denken
Erscheinungsjahr

1987
Spieler

2 - 6 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 60 Minuten

Rezension

DETEKTIVSPIELE
DETEKTIVSPIELE
 
Eindeutiger Trend bei den Familienspielen: Detektivspiele.
Die Täter sind unter uns.
 
Pospischil, Votawa und der Herr Josef sind in Schönbrunn
gesichtet worden. Getratscht haben sie. Hm. Also muss der Täter wohl ein
anderer sein? Was tun?
Es ist schon schlimm. Im Wien der Nachkriegszeit einen
Verbrecherring aufspüren zu müssen. Dort, wo Anton Karas auf seiner Zither die
Melodie vom Dritten Mann zum besten gibt. BLACK VIENNA heißt ein neues Spiel,
in dem mittels Karten die Teilnehmer drei Personen dingfest machen müssen.
(Franckh, ca. 400.-). Das Spiel erinnert an den Klassiker Cluedo (Parker,
450.-) und wurde vom jetzt in München lebenden Oberösterreicher Gilbert
Obermair erfunden. Es ist typisch für jene Welle, die in den nächsten Monaten
auf uns zukommen wird: Detektivspiele sind "in".
Da müssen von Ganoven versteckte Schätze gefunden werden,
gehören Täter und Mörder entlarvt, werden Spione unschädlich gemacht,
Gangsterbanden aus dem Verkehr gezogen und schließlich, ja auch das gibt’s,
Kaufhausdiebe geschnappt. Die Spielwelt hat wieder einen Trend. Was vor zwei
Jahren der Quizspiel-Boom war, sind nun jene Produkte, in denen weniger
gewürfelt als vielmehr gedacht werden muss. Man denkt - und dankt der
Spielindustrie.
 
Die Mehrzahl der sogenannten Detekivspiele beruhen auf
logischem Denkvermögen. Aber auch Tatorte und womöglich noch die Waffe müssen
ermittelt werden. Verdächtige werden von den Spielern nach logischen Kriterien
aussortiert. So auch bei Black Vienna.
 
Es ist Freitag, der 7. November, 1.50 Uhr. Der Zug verlässt
den Bahnhof Paris-Nord und fährt in die dunkle und neblige Nacht hinein. Ziel:
Istanbul. Und bis dahin dauert es. Lange. Sehr lange. Eine ganze Reihe
mysteriöser Zwischenfälle sorgt für Unbehagen an Bord. Für Erwachsene gedacht
ist "Tatort: Nachtexpress" das aus rechtlichen Gründen nicht - wie es
der Verlag ursprünglich wollte - Orientexpress genannt werden konnte (Jumbo,
ca. 400.- S). Der Spielplan zeigt den aus Agatha Christie-Romanen ausgiebig
bekannten Orientexpress, mit Abteilen, Speisewagen, usw. Die Verbrechen müssen
nach und nach von den Spielern aufgeklärt werden. Wer Motiv und Täter als
erster ermittelt, ist Sieger. Der Nachteil dieses optisch ansprechenden Spiels
liegt daran, dass nur eine begrenzte Zahl an Partien gespielt werden kann -
zehn genau. Sobald nämlich ein Täter gefunden worden ist, ist der betreffende
Fall nutzlos. Doch im September kommen zehn neue Fälle auf den Markt - 20
Spielabende sind also auf jeden Fall gewährleistet.
 
Das mit der begrenzten Spielbarkeit
ist überhaupt ein Trend, der auf dem Spielesektor über Hand nimmt. Sherlock
Holmes Criminal Cabinet scheint jedenfalls den Trend eingeleitet zu haben.
 
Und jetzt kommen noch Sachen wie "Täter unter uns"
(ASS, ca 350.-S) und "Krimi-Party-Spiel - Nachtflug in den Tod"
(Schmidt, 148.-S) auf uns zu. Diese Gattung Spiele ist seit rund zwei Jahren in
den USA der absolute Renner. Alle Spieler müssen in eine Rolle schlüpfen, als
Verdächtiger und womöglich auch als Täter. Je mehr Theater gespielt wird, desto
interessanter wird die Runde (siehe auch Kasten).
Freilich: den Investigationsvogel hat in Nürnberg
ein kleiner Hersteller abgeschossen. Dieter Drkosch von "KD-Spiel"
präsentierte "Kaufhausklau" (KD-Spiele, ca. 500.- S). Ein Spieler
übernimmt am Spielplan die Rolle der unehrlichen Runden, der andere führt zwei
Detektivsteine. Die Kunden müssen Warenchips aus dem Kaufhaus bringen, Die
Detektive stellen sich in den Weg. Ein sehr realitätsbezogenes Spiel, fürwahr.
Für den kleinen Mann wahrscheinlich nachvollziehbarer als die große Welt mit
Mord und Spionage.