Confucius

Die führenden Familien im Reich der Ming Dynastie rivalisieren um Macht und Einfluss auf das kaiserliche Regime. Aber sie wetteifern nicht durch Ausübung brutaler Waffenmacht, sondern sie operieren innerhalb der Einschränkungen konfuzianischer Philosophie. Subtiler Druck wird ausgeübt, Geschenke werden ausgetauscht, und so entsteht ein Netzwerk von Beziehungen. Dies erlaubt einer Familie, die Regierung unter einem wohlwollenden Kaiser zu dominieren. Man soll die drei führenden Minister beeinflussen und Ruhm als Befehlshaber der großen Handels- und Forschungsflotten oder Invasionsarmeen ernten.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch, Englisch

Ludografische Angaben

Verlage:
Surprised Stare Games
Autoren:
Paull, Alan
Illustratoren:
Boydell, Tony
Paull, Charlie
Inventarnummer:
20452
Tags:
ess08
Kategorien:
Entwicklung/Aufbau, Experten, komplex
Erscheinungsjahr

2008
Spieler

3 - 5 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 90 Minuten

Rezension

Confucius
Für Experten
 
Ränkespiel in
China
 
Confuzius
 
Mit Philosophie an die Macht
 
Confucius ist ein Brettspiel, das im Kaiserlichen China
zur Zeit der Ming Dynastie spielt. Konfuzianische Ideen kamen zur Geltung und
somit war offener Krieg im Lande nicht mehr legitim. Man setzte auf
Familienbeziehungen.
 
M.D.: Was für eine schöne Zeit für Korruption,
Menschen sich verbunden machen und allerlei Intrigen zu schmieden …
 
Die Spieler stellen genau die Familien im alten China
dar, die sich um eine Machtübernahme bemühen. Und wenn nicht gerade Macht
übernehmen, dann wenigstens richtig mitmischen.
 
Im Spiel selbst gibt es Ministerien, wo man Beamte
besticht, Gelehrte, die bei Beamtenprüfungen entscheiden. Diese kann man auch
mit Geld beeinflussen. Man kann sich Dschunken kaufen und sie auf
Entdeckungsreisen schicken. Oder Armeen aufstellen und diese zum Angriff in
fremden Ländern nutzen. Aber das Essentielle an diesem Spiel ist Geschenke
kaufen und diese dann an andere Spieler überreichen. Aus der Anzahl gegebener
und erhaltener Geschenke entwickelt sich die Zahl der Aktionswürfel, die ein
Spieler in einer Runde benützen kann. Und damit wiederum hängt die Zahl von
Aktionen zusammen. Ein beschenkter Spieler ist für den Geber von Nutzen. Er
entscheidet für den Schenker bei einer Ministeriumsübernahme. Es muss doch auch
mal ein neuer Minister und sein Sekretär gewählt werden. Außerdem wird der
Beschenkte bei einer Beamtenprüfung für den Gelehrten des Gebers stimmen und
dies selbstverständlich mit Geld. Bei allem muss man ständig darauf achten
genügend Geld zu haben. Für einzelne kleine Siege bekommt man dann auch
Siegpunkte. Es wird aber damit gespart. Die Leiste mit 30 Punkten reicht völlig
aus. Gewinner ist dann selbstverständlich der Spieler mit den meisten
Siegpunkten. Bei Gleichheit derjenige, der den höchsten Rang errungen hat.
 
Wie sieht also eine Runde aus?
Anfangs (1. Phase) zählt man erhaltene und gegebene
Geschenke. Bei 0 bekommt man nur 3 Aktionswürfel, bei 1 – 2 gibt’s 4 und bei 3
und mehr gibt’s 5 Aktionswürfel. Die Anzahl stimmt nicht unbedingt mit der Zahl
der Aktionen in dieser Runde überein. Macht man nämlich eine Aktion zum ersten
Mal in der Runde, kostet es einen Aktionswürfel, beim zweiten Mal kostet es
schon zwei Aktionswürfel. Es gibt Einzelaktionen und Doppelaktionen. Bei den
Doppelaktionen ist es so, das man nur eine der beiden Aktionen macht, aber wenn
man dann dieselbe oder die andere Aktion vom Doppel machen will, zählt es als
zweites Mal und kostet 2 Aktionswürfel.
Soviel zu den Aktionswürfeln.
In der 2. Phase wählt der aktive Oberste Minister einen
neuen Obersten Minister. M.D.: Dies kann sehr unangenehm für manche sein,
weil sie sich durch die Wahl benachteiligt fühlen können. Und so war es auch im
Spiel. Immer wieder wurde gesagt: du siegst doch eh. Egal ob ich gut oder
schlecht dran war …
Der neue Oberste Minister hat einen Vorteil. Er legt
einen Aktionsstein auf die Gunst des Kaisers und kann nach Aufbrauchen aller
Aktionssteine aller Spielern noch eine Aktion durchführen. Für diese Aktion
braucht er keinen weiteren Aktionsstein.
 
In der dritten Phase wählen die Spieler reihum immer
wieder eine Aktion die sie durchführen. Zur Auswahl stehen zur Verfügung:
Beamten bestechen und Beamten sichern im Doppel,
Gelehrten nominieren,
Beamtenprüfung erzwingen,
Dschunken kaufen und Reise antreten im Doppel,
Armee aufstellen und fremdes Land angreifen im Doppel,
Geschenk kaufen,
Geschenk überreichen,
Handelsbetrag einnehmen,
Steuern einnehmen.
Dazu kommen noch Aktionen ohne Aktionswürfel: Einfluss
übertragen, Verdienstkarte spielen,
eine Aktion für exakt einen Würfel: keine Aktion,
eine Aktion für exakt zwei Würfel: Bittgesuch an den Kaiser.
 
Am besten ist es am Anfang Ressourcen in Form von Geld
und Lizenzen für Dschunken und Armeen beschaffen. Jeder Spieler hat am Anfang
Konfuziuskarten mit 1 Geldmünze und 3 Lizenzen, 2 Geldmünzen und 2 Lizenzen
sowie 3 Geldmünzen und 1 Lizenz. Um weitere Karten zu erlangen, wählt man
entweder das Steuereintreiben (2 Karten ziehen) oder Handelsbetrag einnehmen
(für jedes bezahlte Geldstück 1 Karte ziehen und 1 noch dazu). Da es am Ende
der Runde ein Handkartenlimit von 4 Karten zu beachten gilt, ist es nicht immer
ratsam, die Handelsbeträge einzunehmen. Vor allem nicht, wenn man keine
Aktionen mehr machen kann, bei denen man seinen Kartenüberfluss loswerden
könnte.
Hat man genug Geld (und/oder Lizenzen), kann man
Geschenke einkaufen, Armeen erstellen (Lizenzen abgeben), Dschunken erwerben
(kaufen), Beamte bestechen oder Gelehrte nominieren. Jeder Spieler hat die
gleichen Geschenke, aber er muss sie zuerst bezahlen. Erst dann kann er diese
Geschenke jemandem geben. Auch das hat in China seine Regeln. Man darf Keinen
mit einem billigeren Geschenk, als man selbst von ihm bekommen hat, beleidigen.
Schenkt man ihm jedoch ein teureres, wird seines unwirksam und aus dem Spiel
entfernt. (In der nächsten Runde wird es nicht zu den vergebenen und erhaltenen
Geschenken gezählt.)
M.D.: Im richtigen Moment das richtige Geschenk zu
übergeben, das ist die höchste Form der Dup… hhhm Diplomatie. Es macht
irrsinnig Spass mittels eines gut platzierten Geschenks die Pläne der
Mitspieler etwas durcheinander zu bringen.
Fürs Aufstellen einer Armee braucht man Lizenzen. Man
kann nur eine Armee pro Aktion erstellen. Die Konfuziuskarten mit niedrigem
Geldwert haben einen hohen Lizenzwert und umgekehrt. Somit sieht man, wie es schön
ineinandergreift. Die Dschunken werden für Geld gekauft und man kann bis zu 4
davon während einer Aktion kaufen. Beamte bestechen ist aber die
ausgeklügeltste Sache. Es gibt insgesamt 3 Ministerien: Hubu, Gongbu und
Bingbu. (Ministerium für öffentliche Arbeiten, Finanzministerium und
Kriegsministerium). Bei allen davon arbeiten Beamte und es gibt weitere, die
gerne zu Beamten werden würden. Die Beamten beim Ministerium haben ihren Preis.
Zahlt man den, hat man den Beamten bestochen. Aber man kennt das, nach der
ersten Gefälligkeit macht sich noch keiner die Finger schmutzig. Da muss man
schwereres Geschütz auffahren lassen. Deswegen gibt es noch eine Aktion Beamten
sichern – man besticht ihn nochmals und somit kann er keinen Rückzieher mehr
machen. Dazu sei gesagt dass man nur einen Beamten bestechen kann, der bisher
von niemandem bestochen wurde und sichern kann man sich dann nur seinen eigenen
schon bestochenen Beamten. Um dies im Spiel festhalten zu können, legt
(bestochen), bzw. stellt (gesichert) man seinen eigenen Marker auf die Karte
des Beamten.
M.D.: Heutzutage orientiert man sich wohl wieder an
dieser Konfuzianischen Regel und man nennt es Lobbying.
Beim Bestechen kann man 1 Geldmünze sparen, wenn man
schon mindestens einen bestochenen Beamten bei Hubu hat. Beim Dschunken kaufen
kann man auch sparen, wenn    man schon mindestens einen bestochenen Beamten
bei Gongbu hat. Und ein bestochener Beamte bei Bingbu erniedrigt die zu
zahlende Menge an Lizenzen fürs Armee aufstellen.
Die neuen möchtegern-Beamten müssen zuerst eine Prüfung
absolvieren. Die kann man mittels der Aktion Beamtenprüfung erzwingen
stattfinden lassen – man bezahlt zwei Geldmünzen. Ob der Anwärter besteht,
entscheiden Gelehrte. Will man den neuen Beamten für sich gewinnen, nominiert man
einen Gelehrten. Der Spieler bezahlt 2 Geldmünzen und gibt seinen Marker auf
einen der freien Beamten.
M.D.: Vorsicht, die Beamtenprüfung (erzwungen oder
nicht) findet erst in der nächsten Phase statt. Es kann also durchaus sein,
dass der bislang unbesetzte Gelehrte bis dahin besetzt wird. Wir haben es
selber ein paar Mal augenblicklich, d.h. falsch spielen wollen.
 Hat man sich nun mit Dschunken oder Armeen versorgt,
wird man sie auch nutzen wollen. Dschunken können zu einer Reise aufbrechen.
Man zahlt 1 Lizenz pro aufbrechende Dschunke und legt sie auf den Ozean. Hat
man schon 5 Dschunken losgesandt, entdeckt man damit ein fernes Land. Der
Spieler legt seinen Marker auf ein fernes Land und bekommt die darauf
abgebildeten Siegpunkte. Das fremde Land kann auch noch mit Armeen angegriffen
werden. Dazu bezahlt man die auf dem fremden Land abgebildeten Geldmünzen und
stellt eine seiner gekauften Armeen auf die Karte des fernen Landes.
Es können auch noch Verdienstkarten gespielt werden. Was
sie bewirken ist auf ihnen ikonisch dargestellt.
Haben alle Spieler all ihre Aktionssteine verbraucht,
macht der Oberminister seinen letzten Zug und es geht mit der nächsten Phase
weiter.
Jetzt geht es zum Kaiserhof (4. Phase). Es wird ein Stück
der Großen Mauer gebaut. Dies ist bloß ein Rundenzähler und das Spiel dauert
höchstens 9 Runden. Dazu gibt es noch eine Invasion in der 4., 6. und 8. Runde.
Als zweites erfolgt die Beamtenprüfung. Sie findet statt, wenn beide
Gelehrtenfelder besetzt sind oder eine Prüfung erzwungen wurde. Wenn nur ein
Spieler an den Gelehrten beteiligt ist, so hat er schon gewonnen. Sind zwei
verschiedene Spieler involviert, müssen nun alle einen Gelehrten ihrer Wahl
finanziell unterstützen. Und hier kommen die Geschenke zur Geltung. Ein Spieler
muss den Gelehrten des Mitspielers unterstützen, von dem er das wertvollere
Geschenk hat. Will er das Geschenk loswerden, unterstützt er den Gelehrten mit
3 Karten. Ansonsten ist jeder verpflichtet 1 Karte zu geben. Somit entscheidet
Geld über den Gewinner. Der Anwärter wird zum gerechten Ministeriumsbeamten,
jedoch auch gleich gesichert für den Gewinner.
Danach kann es zur Machtübernahme in Ministerien kommen.
Ein Ministerium hat nur sieben Beamte. Wird es gefüllt, wählt man den Minister
und den Sekretär. Dies können nur zwei sein, deshalb fallen alle anderen
Anwärter nach und nach ab. Immer zuerst der, der den niedrigsten Einfluss (am
wenigsten gesicherte Beamte) hat. Er muss zeitweilig seinen Einfluss an einen
der überbleibenden übergeben (Geschenke können die Übergabe an einen bestimmten
Spieler erzwingen). Somit ermittelt man die zwei mit größtem Einfluss. Der
Erfolgreichere wird zum Minister und bekommt Siegpunkte vom Ministerfeld
gutgeschrieben, der Zweite wird zum Sekretär und bekommt Siegpunkte vom Sekretärsfeld
gutgeschrieben.
Als letztes dieser Phase werden Invasionen gespielt. Die
finden in vorgemerkten Runden oder falls in einem fremden Land alle Felder mit
Armeen gefüllt sind statt. Die Invasion findet immer in allen fremden Länder
statt und sie kann erfolgreich oder misslungen sein. Erfolgreich ist sie nur in
dem Land, wo an allen Armeefeldern auch wirklich Armeen stehen. Jede Armee
bringt ihrem Inhaber die Siegpunkte von der fremdes-Land-Karte. Ob erfolgreich
oder nicht, die Armee auf dem Verdienstkarten-Symbol bringt eine Verdienstkarte
ein.
 
Es steht den Spielern das Rundenende (die letzte Phase)
bevor. Sie müssen (falls möglich) neue Beamte in Ministerien ernennen,
Konfuziuskarten bis zum Handlimit von 4 Karten ablegen und Aktionssteine
zurücklegen.
Petr M.: Ein Spiel mit sehr schönen Mechanismen, und
viel Thema drinnen. Ich habe jedoch Probleme mit der Graphik, die einerseits
verschwommen und im Zeichen der Lotosblüten und andererseits bei manchen Teilen
des Spielbretts zu abstrakt und farblich unausgewogen auf mich wirkt.
Das Spielende kann durch 3 Ereignisse hervorgerufen
werden:
1. 9 Runden gespielt oder
2. alle Ministerien haben einen Minister und Sekretär
oder
3. alle Beamtenkandidaten haben die Prüfung gemacht.
 
Gibt es nicht an allen Ministerien einen Minister und
Sekretär, werden diese jetzt ermittelt. Der neue Oberste Minister wird der
Spieler mit dem meisten Markern in allen Ministerien. Admiral wird der Spieler
mit den meisten Dschunken am Ozean und für jeden Marken auf fremden Ländern zählt
er 5 Dschunken dazu.
General wird der Spieler mit den meisten aufgebauten
Armeen.
Gibt es dabei Gleichstände, bekommen diese Ämter die
Minister der entsprechenden Ministerien.
Fürs Amt gibt es noch je 1 Siegpunkt. Gewonnen hat der
Spieler mit den meisten Siegpunkten.
 
M.D.: Es geht nicht, alles zu haben. Man kann sich
bloß auf zwei Sachen konzentrieren. Beamte und Dschunken, Beamte und Armeen,
oder Dschunken und Armeen. Das dringende Verlangen bei allem mitzumischen hat
zur Folge, dass man nichts hat. Die Atmosphäre ist voll da. Man bastelt an
Intrigen mittels Geschenkvergebung und Bestechen, dazu kommen auch noch Armeen,
die außer Landes eingesetzt werden, nicht zu vergessen sind die Dschunken und
ihre Fahrten in Fremde Länder… einfach mit fröhlicher Mine ein Komplott
knüpfen, stets Andere in eigenen Bann ziehen. Die ganze Zeit gibt es genug zu
tun.
 
 
Spieler         : 3 - 5
Alter            : ab 12        
Dauer           : 90 – 120 Minuten
 
Autor           : Alan Paull  
Grafik          : Tony Boydell, Charlie Paull
Vertrieb A.   : Heidelberger
Preis            : ca. 42,00 Euro
Verlag          : Surprised Stare 2008
                     www.surprisedstaregames.co.uk
                    
Genre                    : Machtübernahme im alten China
Zielgruppe             : Vielspieler
Mechanismen         : Aufbau, Mehrheiten schaffen, Länder
erobern,
 
 
Zufall                     : 2
Wissen                  : 4
Planung                 : 6
Kreativität              :
Kommunikation      : 5
Geschicklichkeit      :
Action                   :
 
 
Vergleichbar:
Aufbauspiele, Mehrheitenspiele, Vergünstigungen erinnern
an Sankt Petersburg, Rundenzählmechanismus wie bei Smallworld oder Die Säulen
der Erde,
 
Atmosphäre           : 7
 
Monika Dillingerova: Ein Spiel für Vielspieler, wo die
Graphik etwas gewöhnungsbedürftig ist. Dabei hat es schöne Ideen erfolgreich
umgesetzt. Interaktion ist hier durch beeinflussen großgeschrieben.