Burdigala

An Devèze und Garonne wächst Burdigala, heute Bordeaux. Als Würdenträger assistiert man Stellvertreter Cäsar‘s für Prestige. Man würfelt, bewegt eine Figur, setzt einen Stein zu ihr und punktet für verbliebene freie Plätze. Komplettiert man das Gebäude, bekommt man die Punkte auf dessen Rückseite, die anderen bekommen eine „Plot“ Karte. Für manche Würfelwerte gelten Sonderregeln. Im Hafengebiet bekommt man eine Warenkarte. Kann man nicht würfeln-ziehen-setzen, verliert man einen Mann. Sind alle Gebäude gebaut oder ist jemand ohne Figur, punktet man für Plot-Karten und Warenkarten minus Korruptionsmarker.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Kastilisch

Ludografische Angaben

Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
23252
Tags:
ess11
Kategorien:
Setz-/Position, Entwicklung/Aufbau, Experten, komplex
Erscheinungsjahr

2011
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

8 - 99 Jahren
Dauer

bis 45 Minuten

Rezension

Burdigala
UNSERE REZENSION
 
Bauen im Antiken Frankreich
 
Burdigala
 
Eher Weinkeller denn Wein
 
Burdigala – schon mal gehört?
Bordeaux, klingt schon viel bekannter, aber der Gedanke an guten Wein könnte zu
sehr von diesem Spiel ablenken, so wurde halt der alte römische Name als Titel
gewählt. Oder ist es einfach nur Mode, altrömische Städtenamen für neue Spiele
zu verwenden, nachdem schon sämtliche karibischen Inseln durch-dekliniert
wurden. Dieses Spiel von Bruno Cathala jedenfalls ist im letzten
vorchristlichen Jahrhundert angesiedelt und thematisiert die Errichtung
Burdigalas.
 
Ein römischer Stadtplaner -
Publius Crassus - soll im Auftrag Cäsars die aufstrebende Handelsstadt
repräsentativ gestalten, ob ihm das damals gelang, kann ich nicht sagen, aber
das heutige Bordeaux wirkt durch seine großzügige Anlage fast wie eine alte
Millionenmetropole, obwohl es nur rund 700 000 Einwohner hat.
Wir Spieler sollen Crassus bei
seiner Aufgabe helfen und dabei nicht unseren kleinen Vorteil aus dem Auge
verlieren (ein durchaus moderner Aspekt, wie gerade zahlreiche
Untersuchungsausschüsse in Österreich belegen). Wir verdienen gut an der
Errichtung von Gebäuden - wenn wir mit bauen dürfen.
Dazu müssen wir zum richtigen
Zeitpunkt zur Stelle sein, indem wir unsere Spielfigur zum Bauplatz ziehen.
Weitere Einnahmen warten im Hafen (den Handelszentren), wo Waren erworben
werden können (d.h. Handels-Karten).
Eine dritte Einnahmequelle sind
sogenannte „Plot-Karten“, die außerdem auch Spielvorteile gewähren.
Selbstverständlich streben wir
nicht nach Geld, sondern steigern unser Ansehen („Prestige“– Punkte).
 
In „Burdigala“ wirft ein Spieler
in seinem Zug 2 Würfel und entscheidet, welchen er zur Bewegung nimmt; dann
zieht er eine seiner beiden Spielfiguren auf einen Kontrollpunkt (Straßenfeld)
eines freien Bauplatzes und setzt dort einen Baustein ein. Die Anzahl der noch
verbliebenen freien Felder darf er auf der Prestige-Leiste am Spielfeldrand
vorrücken. Wer das letzte Feld besetzt und damit das Gebäude fertig stellt,
entfernt das Bausteinplättchen und erhält die auf der Rückseite angegebenen
Punkte.
Bordeaux ist hier in 14 Bezirke
gegliedert auf die 16 Gebäudeplättchen verteilt sind. Diese zeigen die Anzahl
der Baufelder, je mehr, desto höher ist der Prestige-Gewinn.
Auf jedem Kontrollpunkt darf nur
eine Spielfigur stehen, ist ein Bauwerk vollendet, dürfen seine Straßenfelder
nicht mehr besetzt werden. So nimmt die Anzahl der Zielfelder laufend ab, wer
für seine Figur kein Ziel mehr findet, muss diese aus dem Spiel nehmen.
Das Spiel endet, wenn ein
Mitspieler keine Spielfigur mehr hat, oder alle Gebäude errichtet sind.
Dasselbe passiert, wenn die Handels-Karten aufgebraucht sind.
 
Im Prinzip handelt es sich um
ein sehr einfaches Spiel, welches durch einige pfiffige Tricks den Spielverlauf
bereichert und so immer wieder für Überraschungen sorgt – was die Lust auf eine
weitere Partie steigert.
Zunächst bieten die 2 Würfel die
Auswahl aus 2 Möglichkeiten zu ziehen, wobei aber jede Strecke nur einmal im
Zug benützt werden darf. Wer „Pasch“ wirft, wird für die fehlende Wahl aber
fürstlich entschädigt: die Spielfigur darf eine am Zielfeld stehende
gegnerische schlagen und an einen beliebigen Platz versetzen - beliebt ist das
Gefängnis-Feld, von wo man schwer wegkommt (nämlich mit „Pasch“), außerdem
dürfen Wasser und Expresswege benützt werden (nützliche Abkürzungen) und zu
guter Letzt darf der Spieler sich bestechen lassen: er nimmt eine der verdeckt
liegenden Bestechungs-Marker (das sind Minuspunkte bei der Abrechnung) und kann
dann einen zweiten kompletten Zug machen.
Auch wer 7 als Würfelsumme
erzielt hat Glück: er darf entweder eine der verdeckten Handelskarten ziehen
oder einen weiteren Baustein auf denselben Bauplatz setzen - allerdings auch
nur, wenn er sich bestechen lässt (ja, ja, wie in der Gegenwart: „eine Hand
wäscht die andere“). In diesem Fall erhält man allerdings nur die Gewinnpunkte
des zuletzt gesetzten Steines, schön, wenn so -unverhofft- ein hochwertiges
Gebäude fertiggestellt werden kann.
 
Neben den Gebäudeplättchen - um
die es letztlich geht - bietet Burdigala aber noch weitere Spielelemente: neben
den bereits erwähnten Bestechungsmarkern können Handelskarten (zeigen
verschiedene altertümliche Waren) erworben werden (in den Hafenzonen oder bei
der Zahl 7 (s.o.) und „Plotkarten“. Eine erhält man zu Spielbeginn, weitere
erwirbt jeder, der bei der Fertigstellung eines Gebäudes auf einem der
dazugehörigen Kontrollpunkte eine seiner Spielfiguren stehen hat - nicht aber
derjenige der fertig gebaut hat (die Plotkarte ist sozusagen ein „Trostpreis“
für die, die nicht die Punkte für das erbaute Haus ernten).
Diese Karten sind quasi das
Tüpferl auf dem “I“ (für deutsche Freunde „das Sahnehäubchen“) von Burdigala.
Sie bringen zusätzliche Bewegungs- oder Gewinnpunkte oder Handelskarten,
erlauben das Einsetzen eines zusätzlichen Bausteines, oder den Diebstahl einer
Handelskarte eines Gegners und anderes mehr. Ein Spieler darf 3 davon haben,
sobald er sie offen vor sich auslegt gilt ihr Bonus.
Die schon mehrfach erwähnten
„Handelskarten“ stellen heimliche Siegpunkte dar, da sie verdeckt gesammelt
werden. Bei Spielende werden sie aufgedeckt, je mehr unterschiedliche jemand
hat, desto mehr Prestige-Punkte erbringen sie. (Eine Kombination dreier
verschiedener Waren ist 6 wert, 5 davon aber schon 15 Punkte.)
 
So ist auf der Randleiste
unschwer erkennbar, wer in Führung liegt, auch Plotkarten zeigen offen ob sie
Prestige bringen (ein beliebtes Ziel für gegnerische Spieler), aber die
Bestechungsmarker und Handelskarten werden erst am Schluss gewertet und können
so für Überraschungen bei der Ermittlung des Siegers sorgen. Soll ich noch
erwähnen, dass man Bestechungsmarker im Laufe des Spiels auch wieder loswerden
kann, aber nicht mehr an dessen Ende...
 
Burdigala ist hübsch gestaltet
(leicht angelehnt an Asterix), die Regel ist einfach und übersichtlich
gegliedert mit Beispielen in Wort und Bild und die Fähigkeiten sämtlicher
Plotkarten sind genau erklärt (man kann schon mal erahnen, was auf einen
zukommt oder womit die Anderen geärgert werden können; schade, dass man sie
nicht aussuchen kann.)
Die Regeln des Spiels sind im
Prinzip einfach, Glück spielt sicher eine wesentliche Rolle, aber durch die
zusätzlichen Mechanismen kommt eine Prise Taktik hinzu, so dass zu guter Letzt
nicht nur der Zufall über den Sieg entscheidet. Langes Denken oder
Vorausplanung ist nicht nötig, aber es spielt sehr wohl eine Rolle, wo man baut
oder ob man im richtigen Moment bestechlich ist; etwas getüftelt wird meist
unmittelbar nach dem Würfeln, da „viele Wege nach Rom führen (respektive nach
Burdigala)“.
Für Vielspieler ist dieses Spiel
wahrscheinlich zu einfach, sehr gut geeignet erscheint es für Familien und
solche, die gerne etwas Anspruchsvolleres als „Mensch ärgere dich nicht“ oder
„Risiko“ ausprobieren wollen, aber keine langen oder komplizierten Regeln
mögen. Auch unsere Runde, die schon seit Jahrzehnten spielt, war durchaus
angetan von den „netten kleinen Überraschungen“ und wir waren uns einig: „Das
Spiel hat was, es macht Spaß.“ Es ist ein Spiel unter Freunden, kaum länger als
eine Stunde und lädt durchaus ein, es gleich noch einmal zu probieren.
 
Ursula Vlk und Dr. Christoph Proksch
 
Spieler: 2-4
Alter: 8+
Dauer: 45+
Autor: Bruno Cathala
Grafik: Maria-Paz Matthey
Preis: ca. 27 Euro
Verlag: Id&aL éditions
Web: www.ideal-editions.com
Genre: Setz- und Punktesammelspiel
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: multi
Regeln: de en es fr it
Text im Spiel: no
 
Kommentar:
Thema anschaulich umgesetzt
leicht erlernbar
Interaktives Punktesammelspiel
Deutlicher Glücksfaktor.
 
Vergleichbar:
Alle Setzspiele mit würfelbestimmter Auswahl
 
Andere Ausgaben:
Derzeit keine
 
Meine Einschätzung: 5
 
Ursula Vlk und Christoph Proksch:
Ein empfehlenswertes Spiel für spielerfahrene Familien und
fröhliche Runden, nichts für Tüftler
 
Zufall (rosa): 3
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 0
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0